Auf dem Weg zu einem meiner morgendlichen Termine war mir
ein Unternehmen aufgefallen, welches ein Häuschen im Showroom hatte, das aus
Lehmbauziegeln bestehen könnte. Neugierig über die Tatsache, ob es sich dabei
tatsächlich um Lehmziegel halten könnte, habe ich das Unternehmen betreten und
nachgefragt. Zu meiner positiven Überraschung handelte es sich tatsächlich um
Lehmziegel.
Glücklicherweise konnte ich mich mit den beiden
Mitarbeiterinnen auf Englisch unterhalten und meine Fragen somit ohne jeglichen
Informationsverlust stellen. Nachdem ich einige konkrete Fragen gestellt habe, wurde
ich an den Geschäftsführer des Unternehmens weiter verwiesen. Dieser war
zunächst sichtlich darüber überrascht, dass sich deutsche Unternehmen für
Baumaterialien aus Lehm interessieren. Diese Überraschung machte sich zudem
auch dadurch bemerkbar, dass mich der Geschäftsführer wiederholt gefragt hat,
ob ich den wirklich aus Deutschland bin und im Auftrag einer deutschen
Unternehmensberatung recherchiere. Nachdem ich ihm dann auf Nachfrage meinen
Ausweis gezeigt habe, ließ er seine Zurückhaltung fallen und unterhielt sich
ganz offen mit mir.
Seiner Einschätzung nach beschränkt sich die lokale
Nachfrage nach Gebäuden, die aus Lehmbausteinen hergestellt wurden, nicht nur
auf den tansanischen, sondern umfasst zudem auch die angrenzenden
Nachbarländer. Das Unternehmen verfügt trotz seines jungen Alters über die
Kapazitäten um mehrere Tausend Ziegel am Tag herzustellen. Netterweise hat mir
der Unternehmer auch gezeigt wo und wie er diese Ziegel produziert, nachdem ich
ihm versichern musste, dass ich keine Fotos von den Maschinen mache.
Darüber hinaus hat mir mein Gesprächspartner einen Ort
genannt, indem ich das „braune Gold“ und vielleicht sogar weitere
Produktionsunternehmen vorfinde. Zurzeit überprüfe ich noch wie wahrheitsgemäß
die Informationen sind, da ich für die Reise an diesen Ort einen vollen Tag
einplanen muss.
Die Identifikation dieses Unternehmens stellt eine positive
Wende für meine Recherche dar, da es anscheinend einen Markt für Lehmziegel
gibt, der zurzeit nicht sonderlich sichtbar ist.
Ob ich die Reise letztendlich angetreten habe, erfahrt ihr
hier in diesem Blog.
Vor dem letzten Wochenende konnte ich noch spontan ein Treffen mit einem tansanischen Unternehmer vereinbaren, der für ein deutsches Unternehmen aus der Energiewirtschaft arbeitet. Seiner Auffassung nach habe ich meine Reise nach Tansania zu einem spannenden Zeitpunkt angetreten. Kurz vor meiner Ankunft in Dar Es Salaam fanden die Präsidentschaftswahlen im Land statt. Die Wahlen haben leider zu einigen Unruhen im Land geführt, aufgrund von mehreren Faktoren (u.a. wurde die Internetverbindung für eine Woche unterbrochen). Demnach befindet sich Tansania zurzeit in einem ungewissem Zustand, da es aktuell schwer einzuschätzen ist, wie sich das Land weiterentwickeln wird. Die Auswirkungen dieser Wahlen bekomme ich im Rahmen meiner Recherche in vollem Umfang mit. Es war anfangs sehr schwer, Termine zu vereinbaren und potentielle Kontakte an das Telefon zu bekommen. Es herrscht grundsätzlich eine eher zurückhaltende und pessimistische Stimmung. In vielen Gesprächen muss erst einmal eine Vertrauensbasis entwickelt werden, die den Gesprächsverlauf mit den jeweiligen Kontakten massiv beeinflusst. Ein für mich bisher in den meisten Fällen gut funktionierender Lösungsansatz war, dass ich nach der Vorstellung immer erwähnt habe woher ich die Kontaktinformationen meiner Partner habe. Dieser Ansatz wurde auch von meinem Gesprächspartner am Freitagmorgen positiv begrüßt.
Im Gegensatz zu den Kollegen des Investment Centres, befindet sich der
Markt für Erneuerbare Energien gerade in den Startlöchern. Insbesondere der
Solarmarkt ist eine boomende, jedoch sehr umkämpfte Branche in Tansania.
Solarprodukte werden nicht nur vom öffentlichen Sektor,
sondern auch vom privaten Sektor (B2B und B2C) immer mehr nachgefragt. Die
steigende Nachfrage ist zum einen auf das gute Wetter in Tansania, aber auch
auf die hohen Elektrizitätspreise zurückzuführen, welches Unternehmen und
Privathaushalte dazu verleitet, potenziell günstigere Alternativen in Betracht
zu ziehen. Die meisten meiner Gesprächspersonen in den Unternehmen sind sich im
Hinblick auf den privaten Sektor einig, dass sich die Zielgruppe auf die
Bevölkerung mit einem mittleren bis hohen Einkommen beschränkt.
Das Hauptproblem aus deutscher Sicht besteht meist darin,
dass diese im Markt mit chinesischen Wettbewerbern konkurrieren müssen. Alle
Gesprächspartner haben mir nahtlos bestätigt, dass der tansanische Markt für
Solarprodukte als sehr preissensitiv einzustufen ist. Auch wenn deutsche
Produkte in Tansania als hochwertig und qualitativ eingestuft werden, ist es
schwer diese Qualität zu verkaufen, da sich im Markt noch kein
Markenbewusstsein entwickelt hat. Die Kunden für Solarprodukte orientieren sich
demnach ausschließlich am Preis, zumindest beim ersten Kauf.
Diese Denkweise scheint sich jedoch langsam zu ändern. Ich
hatte das Glück, mich mit dem Leiter der Tanzanian Renewable Energy Association (TAREA)
unterhalten zu können. TAREA hat es sich zum Ziel gemacht, die Entwicklung des
Sektors voranzutreiben, primär durch ihr bestehendes Netzwerk aus (inter-)nationalen
Unternehmen. Laut meines Kontakts von TAREA nimmt das Qualitätsbewusstsein im
Hinblick auf die Branche zu, da die chinesischen Produkte einen kurzen
Produktlebenszyklus (je nach Qualität zwischen 6-12 Monaten) haben. Die Produkte
entsprechen seiner Meinung nach nicht dem gewünschten tansanischen
Qualitätsstandard, weshalb nach qualitativ besseren Alternativen gesucht wird.
Diese Herangehensweise macht sich auch in der Regierung bemerkbar, die bei
größeren Ausschreibungen stark darauf achtet, dass die gewünschten Produkte
neben einer längeren Haltbarkeit auch den gewissen Standards entsprechen.
Wie im letzten Eintrag schon angekündigt, konnte ich zudem zu
Beginn der Woche mit einem deutschen Unternehmer in der Energiebranche
sprechen, der schon seit über 40 Jahren in Tansania lebt und arbeitet und nicht
nur seit mehr als 25 Jahren, wie ich anfangs angenommen habe. Auch er hat mir
gesagt, dass Tansania zurzeit ein spannender, jedoch sehr volatiler Markt ist.
Aktuell ist es seiner Meinung nach schwieriger in den Markt einzutreten, als
dies noch vor mehr als fünf Jahren der Fall war. Dabei sieht er die Gründe
weniger im Wettbewerb, sondern vielmehr in den politischen Entwicklungen der
letzten fünf Jahre, die dafür gesorgt haben, dass die Möglichkeiten im privaten
Sektor stetig abgenommen haben. Dies zwingt viele Unternehmen dazu sich aktiv
auf Ausschreibungen der Regierung zu bewerben – eine Maßnahme, die für viele
Unternehmen vorher nicht notwendig war. Dies führte unter anderem dazu, dass
sich viele internationale Unternehmen aus Tansania zurückgezogen haben oder
ihre Geschäftsmodelle neu anpassen mussten. In Bezug auf die öffentlichen
Ausschreibungen ist zudem zu erwähnen, dass viele private Unternehmen vor dem Gewinn
solcher Ausschreibungen in Vorkasse gehen und das Projekt vorfinanzieren
müssen, womit das finanzielle Risiko zunächst beim Unternehmen liegt.
In Bezug auf den Export von deutschen Waren nach Tansania sollten
sich deutsche Unternehmer ebenfalls darüber im Klaren sein, dass diese einem
hohem Währungsrisiko ausgesetzt sind.
Dennoch birgt der Markt für deutsche Unternehmer Potenziale,
die durch die richtige Herangehensweise realisiert werden können. Neben der
Qualität heben sich deutsche Unternehmer auch insbesondere durch ihre serviceorientierte
Herangehensweise deutlich von asiatischen und anderen internationalen
Wettbewerbern ab.
Auch das Gespräch mit dem ehemaligen deutschen
Unternehmensberater brachte ähnliche Erkenntnisse hervor, wie das mit dem
deutschen Energieunternehmer. Auch hier wurde mir deutlich mitgeteilt, dass es
grundsätzlich einen Markt gibt, dessen Eintritt strategisch jedoch gut
vorbereitet werden muss. Er sieht vor allem die Servicekomponente als möglichen
USP aus deutscher Sicht, da diese Dienstleistungen in Tansania unzureichend
angeboten werden.
Ich habe mir während und nach den Gesprächen aktiv Gedanken
darüber gemacht, welche Lösungen es für einen erfolgreichen Markteintritt von
deutschen Unternehmen in den tansanischen Solarmarkt geben könnte. Dabei habe
ich neben den deutschen Meinungen auch lokale tansanische Unternehmer zu ihren
Meinungen befragt. Viele würden gerne mehr deutsche Produkte in ihre Portfolios
aufnehmen, jedoch werden diese Produkte von der Mehrheit leider nicht
nachgefragt, da diese zu teuer sind. Konkret ist mir dabei ein potentieller
Lösungsansatz eingefallen, dem ich in den kommenden Tagen meiner Reise weiter
nachgehen werde.
Selbstverständlich halte ich euch diesbezüglich wie immer
auf dem Laufenden.
Die erste Woche in Tansania neigt sich langsam dem Ende zu.
Am heutigen Tag mussten leider zwei Termine aufgrund des starken Regens morgens
abgesagt werden. Viele Mitarbeiter sind aufgrund der schwierigen
Verkehrsverhältnisse im Home-Office geblieben. Die Straßen waren massiv
überflutet und kaum befahrbar. Somit musste ich erneut improvisieren und bin
durch Zufall an ein junges Research Unternehmen geraten. Dieses Unternehmen
hatte ich kontaktiert, weil es Kontakte zu Entscheidungsträgern in den
verschiedensten Branchen in Tansania hat.
Wir konnten spontan einen Termin vereinbaren, jedoch blieb auch
ich nicht vom Regen und dem damit verbundenen Stau verschont, weshalb sich
meine Anfahrt zum Unternehmen von ursprünglich 40 Minuten auf 90 Minuten
verlängert hat. Ich möchte an dieser Stelle gerne nochmals darauf aufmerksam
machen, dass zwischen den jeweiligen Terminen immer genug Puffer eingeplant
werden sollte. Dies sollte vor allem von Unternehmerinnen und Unternehmern berücksichtigt
werden, die planen, sich nach Tansania zu begeben.
Wie in den Terminen zuvor auch habe ich nach dem
anfänglichen Smalltalk, den Grund meiner Reise mit meinem Gesprächspartner
geteilt. Ich hatte darauf hingewiesen, dass es aktuell schwer für mich ist,
passende Gesprächspartner in ihren Büros anzutreffen oder telefonisch Termine
zu vereinbaren. Mein Gesprächspartner hatte mir mitgeteilt, dass dies unter
anderem daran liegen kann, dass die Langlebigkeit der Unternehmen in Tansania
nicht wirklich lang ist. Auch die globalen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie
wirken sich negativ auf dem Land aus, so dass das ein oder andere Unternehmen,
das ich versucht habe zu kontaktieren gar nicht mehr existiert.
Glücklicherweise arbeitet mein Gesprächspartner für ein
Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, aktuelle Unternehmensdaten im
ganzen Land zu sammeln und der Öffentlichkeit für kleines Geld bereitzustellen
– Mein erster Volltreffer!
Mein Gesprächspartner hatte mir mitgeteilt, dass sie in regelmäßigen
Abständen Unternehmen im ganzen Land besuchen, um sicherzugehen, dass die Daten
und Informationen immer auf dem neuesten Stand bleiben. Dies machen sie gerade
deswegen, weil die Fluktuation der Unternehmen sehr hoch ist. Darüber hinaus
hat der Unternehmer angeboten, mir eine Auswahl von zuverlässigen und guten
Unternehmen für Lehmbaustoffe und Solarprodukte zu übersenden. Ein
Musterbeispiel für den so bekannten „Entrepreneurial spirit“, da die Unternehmer ein Problem erkannt
haben und es meines Erachtens sehr gut gelöst haben.
Er wies daraufhin, bei Kontaktaufnahme sein Unternehmen zu
benennen, um meine Erfolgschancen zu maximieren. Die Liste hat er mir innerhalb
von 30 Minuten per Mail übersendet. Zudem hat er mir noch einen Ort genannt, an
dem ich Informationen über die Importregularien von bestimmten Gütern erhalten
könnte.
Zum Abschluss hat er mir noch die neueste Ausgabe des
Unternehmensverzeichnisses mit den Worten „Karibu
in Tanzania Ahijah“ als Gastgeschenk mitgegeben.
Somit kann ich morgen damit beginnen, weitere Termine für
Samstag oder die kommende Woche einzuplanen. Zudem werde ich am Montag einen
deutschen Unternehmer in der Energiewirtschaft treffen, der seit über 25 Jahren
in Tansania lebt und arbeitet. Auch von ihm erhoffe ich mir relevante
Marktinformationen und realistische Einschätzungen zum Investitionsklima in
Tansania aus der „deutschen“ Sicht, wie ich ähnlich in Äthiopien erhalten habe.
Es bleibt also spannend.
Wie die weiteren Tage verlaufen werden, erfahrt ihr aus
erster Hand genau hier.
Bis dahin wünsche ich Euch vorab ein schönes Wochenende und
viel Gesundheit.
Da ich die Liste von den zuständigen Mitarbeitern des
Tanzanian Investment Centers noch nicht erhalten habe, musste ich anderweitig
an Unternehmerinnen und Unternehmer herantreten. Deshalb habe ich mir für den
Morgen vorgenommen, Unternehmen via Desk Research zu identifizieren. Dabei bin
ich so vorgegangen, dass ich mir je nach Branche und Verfügbarkeit der
Informationen, jeweils ca. 5-10 Unternehmen rausgeschrieben habe. Diese galt es
nun telefonisch zu kontaktieren, um im Nachgang Termine zu vereinbaren. Bei
dieser Vorgehensweise traten jedoch die ersten Probleme auf, da viele Nummern
nicht mehr aktuell waren, womit mir nur die Möglichkeit blieb, spontan bei den
jeweiligen Unternehmen vorbeizuschauen. Am Tag ist es je nach Verkehrslage
realistisch mit vier bis fünf Unternehmen zu sprechen. Zu meiner Überraschung
waren viele Entscheidungsträger nicht in ihren Büros anzutreffen, da erwartet
wird, dass sich interessierte Unternehmer vorab telefonisch anmelden. Immerhin
konnte ich zumindest schon einmal die korrekten Telefonnummern notieren.
Auf dem Weg von einem Unternehmen zum anderen, sind wir
durch einen Ort, nahe Dar Es Salaam gefahren, wo sich mehrere kleinere
Hersteller von Ziegelsteinen und Steinplatten befinden. Daher bin ich
ausgestiegen und habe versucht mit der lokalen Belegschaft ins Gespräch zu
kommen. Das einzige Problem bestand darin, dass keiner der Anwesenden, samt
Chef, der englischen Sprache mächtig war. Die Kommunikation fand demnach
überwiegend mit Hilfe des Google Translators und meinem Fahrer statt. Aufgrund
der Sprachbarrieren ging leider viel Informationsfluss verloren, da es
schwierig war, meine gewünschte Intention trotz Translator und Fahrer klar zu
kommunizieren. Ich denke, dass ich und meine Gesprächspartner in vielen
Aspekten einfach aneinander vorbeigesprochen haben. Dennoch erachte ich gerade
diesen Ort für unser Vorhaben als sehr interessant, weshalb es sich vielleicht
anbieten würde, mit einer lokalen Begleitperson erneut vorbeizuschauen, sofern
diese über ausreichende Englischkenntnisse verfügt.
Darüber hinaus konnte mir der Chef dieses besagten
Herstellers eine Region nennen, in der ich größere Hersteller von Ziegelsteinen
und Steinplatten finden könnten, die vielleicht sogar in der Lage wären (oder idealerweise
bereits in der Lage sind Lehmziegel) herzustellen. Auch in diesem Fall wäre es
meiner Einschätzung nach vorteilhafter jemandem mitzunehmen, der der lokalen (Kiswahili)
und der englischen Sprache mächtig ist. Ich hatte bisher, insbesondere aufgrund
der Kolonialgeschichte angenommen, dass die Mehrheit der Bevölkerung der
Englischen Sprache mächtig ist.
Dennoch haben meine limitierten Mittel ausgereicht, um mir den Herstellungsprozess der Ziegelsteine und Lehmplatten erklären zu lassen. Der Erklärung des zuständigen Leiters zufolge findet interessanterweise die Herstellung komplett „natural“ statt, das heißt ohne den Zusatz von Chemikalien. Die Mitarbeiter haben mir dann demonstrativ gezeigt, wie sie eine Steinplatte herstellen. Der ganze Prozess hat weniger als 25 Sekunden (!) gedauert (exkl. der Zeit, die jeder Ziegel zum trocknen braucht). Die Herstellung der Produkte erfolgt zurzeit mit Hilfe einfachster Maschinen und harter körperlicher Arbeit. Demnach scheint es nur logisch, dass mein Kontakt vom Investment Center mir mitgeteilt hat, dass die Regierung diesen Sektor subventioniert und für den Import von Maschinen potentielle Steuererleichterungen vergibt.
Abschließend lässt sich erstmal festhalten, dass die ersten
Tage in Dar Es Salaam (noch) nicht so fruchtbar waren, wie die in Addis Abeba. Besonders
anzumerken ist hier jedoch, dass ich in Addis Abeba auf die Netzwerke meiner
Kontakte zurückgreifen konnte. Ich bleibe dennoch optimistisch und bin mir
sicher, dass ich während meiner Zeit in Tansania interessante Kontakte und
Einblicke gewinnen kann.
Selbstverständlich halte ich euch, wie zuvor, stets auf dem Laufenden.
Ein Satz, den ich in den ersten zwei Tagen sehr oft gehört
habe. Nach einer knapp 13-stündigen Anreise bin ich wohlauf in Dar Es Salaam,
der größten Stadt Tansanias, angekommen. Der einzige „Makel“ meines bisherigen
Aufenthalts besteht darin, dass ich genau zur Regenzeit angereist bin. Der
Regen hat mir bisher glücklicherweise (noch) keinen Strich durch die Rechnung
gemacht.
Nach meinem zweiwöchigen Aufenthalt in Äthiopien, bin ich
mit ein wenig mehr Erfahrung nach Dar Es Salaam gereist. Mein erster
Anhaltspunkt war, wie schon zuvor in Äthiopien, das lokale Büro für
internationale und nationale Investitionsvorhaben. Dort angekommen, konnte ich
mich mit dem Manager der Abteilung unterhalten. Nachdem ich ihm mitgeteilt habe,
welche Branchenschwerpunkte wir uns gesetzt haben, hat er mir einen generellen
Überblick über das Investitionsklima in Tansania mitgegeben, speziell in den von
uns interessanten Branchen. Anzumerken ist hierbei jedoch, dass wir für
Tansania die Floristikbranche zusätzlich hinzugezogen haben.
Darüber hinaus hat mir der Manager grob mitgeteilt, wie der
Prozess im Hinblick auf die Unternehmensregistrierung in Tansania aussieht.
Besonders hervorzuheben ist hier, dass es für internationale Unternehmen
sektorübergreifend und fast barrierefrei möglich ist, Niederlassungen
aufzubauen, ohne Partnerschaften mit lokalen Unternehmen einzugehen. Wie
sicherlich in den meisten Volkswirtschaften der Welt, wird die mehrheitliche
Einbeziehung von lokalen Unternehmen/Unternehmern finanziell „entlohnt“, indem
bei der Registrierung „nur“ ein Saldo von mindestens 100.000 US-Dollar
nachgewiesen werden muss , wohingegen mehrheitlich international geführte
Unternehmen ein Saldo von mindestens 500.000 US-Dollar, bei einer lokalen Bank
in Tansania, nachweisen müssen. Zudem bemüht sich die tansanische Regierung,
internationale Unternehmen mit Steuervorteilen für Tansania zu begeistern. Diese
Steuervorteile könnten beispielsweise so aussehen, dass für importierte
Maschinen, die für die Verarbeitung und Herstellung von Waren nach Tansania
importiert werden, eine Steuererleichterung von bis zu 75 % möglich ist.
Voraussetzung hierfür ist, dass die Maschinen als Anlagegüter registriert
werden müssen.
Die von uns betrachteten Unternehmen werden nach Aussage
meines Gesprächspartners alle von der Regierung gefördert. Überraschenderweise
ist der Markt für Erneuerbare Energien, seiner Einschätzung nach, nicht
wirklich lukrativ, da dieser mehr oder weniger saturiert ist. Positiv
hervorzuheben ist jedoch, vor allem im Hinblick auf meine bisherigen
Rechercheergebnisse in Addis Abeba, dass Möglichkeiten existieren, B2C und B2B
Kunden zu erreichen. Somit könnte der Markt trotzdem weiterhin für deutsche
Unternehmen interessante Möglichkeiten bieten, sofern „reale“
Geschäftsmöglichkeiten bestehen sollten. Nach heutigem Stand ist zumindest
schon einmal festzuhalten, dass im Vergleich zu Äthiopien eine größere Anzahl
an potenziellen Kunden in Betracht gezogen werden kann. Auch scheint der
private Sektor in Tansania viel offener für internationale Investoren zu sein. Zu
der Wettbewerbssituation in Tansania machte mein Kontakt eine für mich
überraschende Aussage, nämlich die, dass der Markt nicht von Asiatischen
Wettbewerbern dominiert wird, wobei er hinzufügte, dass es seiner Einschätzung
nach grundsätzlich nicht viele Unternehmen aus Asien gibt. Auf Rückfrage welche
Nation oder Nationen im internationalen Vergleich am häufigsten in Tansania
vertreten sind, gab mir mein Kontakt zu verstehen, dass das Vereinigte
Königreich am häufigsten in Tansania operiert.
Im Hinblick auf die Floristikbranche hat mir der Manager
mitgeteilt, dass der Floristik Export einer der „boomenden“ Sektoren in
Tansania ist. Diese werden jedoch nicht in Dar Es Salaam, sondern vielmehr in
den Regionen rund um den Kilimanjaro und Arusha verarbeitet. Um genauere
Einschätzungen für diese Branche vornehmen zu können, wäre es demnach hilfreich,
sich den Blumenexport vor Ort in Arusha anzuschauen.
Im Hinblick auf die Herstellung und Verarbeitung von
Lehmbaustoffen konnte mir der zuständige Manager keine detaillierten Auskünfte
geben. Ich nehme an, dass der Markt ähnlich wie in Äthiopien, noch in den
„Kinderschuhen“ steckt. Der Manager verwies mich jedoch an die Leiterin der
Data Management and Research Abteilung. Diese hatte mir zugesagt, mir im Laufe
des Tages eine Liste mit interessanten Unternehmen zuzuschicken. Zudem hatte
mir die Leiterin ebenfalls mitgeteilt, dass die Regierung schwerpunktmäßig
Investitionen in der Agrar- und Landwirtschaft und im Gesundheitswesen fördert.
Laut ihrer Aussage sind ca. 84 % der Bevölkerung direkt oder indirekt von der
Agrar- und/oder Landwirtschaft betroffen.
Trotz der ersten Einschätzungen ist es noch zu früh um
irgendwelche Prognosen zu ziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt steht jedoch fest,
dass ich mir mehr Informationen einholen muss, um ein klares Bild über die
Situation in Tansania zu bekommen.
Demnach werde ich in den nächsten Tagen mit verschiedenen
Unternehmern sprechen und hoffentlich die Informationen erhalten, die unser
Projekt vorantreiben.
Näheres hierzu folgt in dem nächsten Blog-Eintrag.
„Potenzial hat das Land, es gibt jedoch einen enormen Unterschied zwischen Potenzial und realem Potenzial.“
Äthiopien birgt ein enormes wirtschaftliches Potenzial in
den für uns interessanten Märkten, insbesondere in Bezug auf den Solarmarkt.
Jedoch ist dieses Potenzial immer mit Vorsicht zu betrachten, ein Satz den ich
den ich mir insbesondere von meinen deutschen Kontakten oft anhören musste.
Bevor sich Unternehmen entscheiden in Äthiopiens Energiemarkt zu investieren,
sollten sich diese über einige Besonderheiten im Klaren werden. Zum einen sind
die Wettbewerber aus China, Indien und der Türkei nicht zu unterschätzen. Wie
mehrere deutsche Unternehmer mir mitgeteilt haben, sind die
Qualitätsunterschiede der Energieprodukte nicht so groß wie in Deutschland oft
berichtet wird. Der äthiopische Markt kann generell als ein Preisgesteuerter
Markt angesehen werden, was die Asiatische Dominanz in vielen Märkten erklären
lässt. Dennoch gibt es für deutsche Unternehmen, nicht nur aufgrund der
positiven Reputation in Äthiopien, Möglichkeiten um erfolgreich in die diversen
Märkte einzutreten.
Es ist meiner Einschätzung nach jedoch unmöglich von
Deutschland aus erfolgreich in die Märkte einzutreten. Die Reise nach Äthiopien
oder in andere für interessant befundene Zielländer ist essentiell, um sich ein
reales und ungefiltertes Bild über die Zustände und Märkte zu machen. Das Land
ist wie viele afrikanische Länder einzigartig, was keinen Raum für
Verallgemeinerungen zulässt. Ohne selbst in Äthiopien gewesen zu sein oder ohne
einen vernünftigen und zuverlässigen Partner vor Ort zu haben, werden sämtliche
geplante Vorhaben mit sehr großer Wahrscheinlichkeit scheitern. Lokale Partner
werden vor allem für Behördengänge, Import- und Exportvorhaben und für ihre
Markt- und Landeskenntnisse benötigt. Zudem gilt es noch hervorzuheben, dass
der äthiopische Privatsektor somit (B2C/B2B) lediglich 20 % ausmacht (80% ist
B2G). Die äthiopische Regierung spielt in geplanten Vorhaben eine wichtige
Rolle, da diese über den Erfolg bzw. Misserfolg von Vorhaben jeglicher Art
entscheidet. Aus deutscher Sicht bedeutet dies, dass Unternehmer neben einer
langfristigen Ausrichtung auch geduldig sein müssen und (wahrscheinlich) in den
ersten Jahren nicht mit sofortigen Erlösen rechnen dürfen. Aktuell ist es
schwer Äthiopien als Chancenmarkt zu charakterisieren, da das Land von sehr
vielen unsicheren Variablen, wie der Politik, diversen Märkten und den
finanziell schwierigen Gegebenheiten beeinflusst wird.
Dennoch sind sich die meisten meiner Kontakte sicher, dass
die äthiopische Regierung es schaffen wird, weitere Sektoren zu privatisieren
um diese für (westliche) internationale Investoren attraktiver zu gestalten. Unternehmen,
die ein marktfähiges Produkt haben, können sich jedoch jetzt schon erfolgreich
in Äthiopien positionieren.
Der Markt für Lehmbaustoffteile wird nach meiner bisherigen
Recherche in diesem Ausmaß noch nicht so abgedeckt, wie wir es von Deutschland
aus gewohnt sind und im Vergleich lässt sich deutlich erkennen, dass der Markt
für Erneuerbare Energien in Äthiopien deutlich weiter ist. Trotzdem besteht
auch in diesem Sektor Potenzial. Wie „real“ dieses Potenzial letztendlich ist,
wird sich in naher Zukunft noch zeigen.
In den vergangenen zwei Wochen hatte ich das Privileg, meine
theoretischen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Ich bin sehr dankbar für
die Gelegenheit und das Vertrauen, welches mir durch die Dr. Kakuschke &
Partner AG entgegengebracht worden ist. Ich möchte mich für diese Gelegenheit
bedanken und sehe der neuen Herausforderung ab Sonntag mit Spannung entgegen.
Am Dienstagmorgen hatte ich mein erstes Meeting mit einem
deutschen Bänker im Zentrum von Addis Abeba. Von dem Treffen hatte ich mir eine
Einschätzung über die Entwicklungen des Finanzmarktes in Äthiopien, sowie deren
Bedeutung für internationale Unternehmen erhofft. Grundsätzlich herrscht in
Äthiopien ein Devisenmangel was heißt, dass eine Knappheit an Zahlungsmitteln
in ausländischer Währung besteht. Für internationale Unternehmen stellt diese
Problematik eine enorme Hürde dar, da es schwer ist, seine potenziellen Gewinne
in Euro oder US-Dollar umzuwandeln. Der Bankfachmann hat mir klar gemacht, dass
sich deutsche Unternehmen dieser Problematik bewusst sein müssen, da sich
dieses Problem seiner Einschätzung nach, nicht so schnell lösen wird. Zudem
besteht in Äthiopien das Problem, dass man als internationales Unternehmen
nicht immer sofort auf seine (potenziellen) Gewinne zurückgreifen kann. Der
Devisenmangel sorgt jedoch aus der äthiopischen Perspektive für ein erhöhtes
Interesse, um mit internationalen Unternehmen zusammenzuarbeiten.
In naher Zukunft wird erwartet, dass sich die äthiopischen
Märkte weiter liberalisieren, um ausländische Investoren anzuziehen. Vieles
befindet sich zurzeit in staatlicher Hand, was den bisherigen Eindruck
hinterlässt, dass sich Projekte ohne die Zustimmung der Regierung schwer bis
gar nicht realisieren lassen. Auch diese Problematik wurde von der äthiopischen
Regierung erkannt, bisher jedoch noch mit unbestimmtem Ausgang. Der Bankier
selbst geht davon aus, dass viele bisher verschlossene Märkte für den privaten
Sektor geöffnet werden.
Darüber hinaus sollten gerade deutsche Unternehmen, die
planen sich in Äthiopien zu etablieren, eine langfristige Denkweise mitbringen.
Die Märkte, die Bürokratie und die Prozesse sind starr und erschweren den
Markteintritt. Mein Kontakt hat im selben Kontext auch erneut auf die enorme
Bedeutung von lokalen Partnern hingewiesen, ohne die der Markteintritt schwer
ist. Wie so eine Partnerschaft im Detail aussieht, hängt u.a. vom Projekt oder
der Branche ab, womit kein Raum für Pauschalisierungen besteht.
Zum Ende unseres Meetings hat mir der Bänker noch einige
lokale Banken empfohlen, die Erfahrungen mit internationalen Unternehmen haben
und gute Konditionen anbieten.
Die nächsten Termine hatte ich mit lokal etablierten Solar-Importeuren.
Schwerpunktmäßig haben wir uns in den Gesprächen über den Solarmarkt und die
Chancen in Äthiopien, chinesische Wettbewerber, deutsche Benefits und After-sales-services unterhalten.
Die Termine habe ich als sehr positiv und hilfreich empfunden. Besonders vorteilhaft
ist, dass alle Unternehmen Projekterfahrungen mit europäischen Unternehmen
haben. Zudem weisen die Unternehmen auch Erfahrungen auf, wenn es um die
Skizzierung von Projektvorhaben in Bezug auf öffentliche Ausschreibungen geht.
Aufgrund von chinesischen und indischen Wettbewerbern, die Solarprodukte zu
günstigeren Preisen anbieten, wenn auch qualitativ minderwertig, bleiben für
deutsche Unternehmen fast ausschließlich B2G (Business to Government) Vorhaben.
Zudem ist der Energiemarkt in Äthiopien derzeit noch sehr stark reguliert. Die
Unternehmer waren sich jedoch darüber einig, dass sich der Energiemarkt in eine
positive Richtung bewegt und sich von einem preissensitiven hin zu einem
qualitativen Markt entwickelt.
Im Hinblick auf die After-sales-services wiesen zwei von drei Unternehmen auf, dass sie ein
vollumfängliches Supportsystem haben, welches Probleme (wie z.B. eine defekte
Batterie) je nach Distanz und Umfang, innerhalb von 2-7 Tagen beheben können.
Ein Grund hierfür dürften interne Schulungs- und Trainingsmaßnahmen, sowie
interne Reparaturwerkstätten sein. Den Unternehmern ist es sehr wichtig, dass
ihre Belegschaft auf dem bestmöglichen Niveau operiert und ihre Aufgaben
qualitativ löst.
Für mich persönlich war es schön zu sehen, dass die Unternehmer,
die ich bisher angetroffen habe, in ihren Projekten nicht nur auf die rein
wirtschaftlichen, sondern auch auf die sozialen Aspekte Rücksicht nehmen.
Elektrizität ist ein sehr großes Problem für die äthiopische Bevölkerung, in
der nach diversen Einschätzungen ca. 58 Millionen Menschen keinen Zugang zur
Elektrizität haben. In einigen Projekten, die sich primär mit dezentraler
Energie befassen, achten einige Unternehmen nur darauf, dass sie kostendeckend
fahren. Meinen Kontakten geht es aber vielmehr darum, dass sich das Land
entwickelt.
Ein schöner Gedanke, wie ich finde.
In meinen letzten Tagen in Addis Abeba werde ich noch einige
Gespräche mit diversen Unternehmen führen. Am Donnerstag ist dies leider
aufgrund des Feiertages nicht möglich, dennoch habe ich mit dem Freitag und
Samstag noch zwei Tage, in denen ich mir diverse Einschätzungen einholen kann.
Bis dahin wünsche ich Euch Gesundheit und eine schöne
Restwoche!
Der Start in die neue Woche birgt neue Opportunitäten.
Voller Tatendrang und aufgrund der Tatsache, dass Donnerstag
ein landesweiter Feiertag (die Zelebration des Geburtstags des Propheten
Muhammeds) ansteht, habe ich mir vorgenommen, so viele Termine wie möglich in
den ersten drei Tagen zu organisieren.
Nachdem ich am Samstag schon einen positiven Termin mit einem potenziellen Lehmhersteller hatte, standen heute insgesamt vier Termine mit drei Personen von weiteren Unternehmen und einem Wirtschaftsprüfer an. Den ersten Termin hatte ich mit dem Wirtschaftsprüfer um 10:00 Uhr in der Lobby meines Hotels. Nachdem ich um ca. 10:15 Uhr noch keine Rückmeldung von meinem Termin hatte, beschloss ich diesen anzurufen, um in Erfahrung zu bringen, ob das Treffen noch stattfindet. Am Telefon hat mir mein Kontakt dann mitgeteilt, dass wir doch 10:00 Uhr nach der äthiopischen Zeit ausgemacht hätten.
Äthiopische Zeit? Bis dato wusste ich lediglich, dass es
einen deutlichen Unterschied zwischen dem äthiopischem und dem deutschen bzw.
westlichen Kalender gibt. So orientiert sich der Westen meist an dem gregorianischen
Kalender, während der äthiopische Kalender seiner eigenen Zeitrechnung folgt.
Ein äthiopisches Jahr besteht aus dreizehn Monaten, beginnend ab dem 11.09.
Zudem beginnt der Tag in Äthiopien mit Sonnenaufgang um 06:00 Uhr morgens.
Soweit so gut. Jedoch fangen die Äthiopier mit dem Sonnenaufgang bei 00:00 Uhr
an, was im Vergleich zu unserer Zeitrechnung eine Differenz von sechs Stunden
ergibt. Als mein Kontakt also vorgeschlagen hatte, dass wir uns um 10:00 Uhr in
der Lobby meines Hotels treffen, meinte er in unserer Zeitrechnung also 16:00
Uhr.
Dies war wohl eine der wichtigsten Lektionen während meiner
bisherigen Reise, was dazu führte, dass ich bei jeder weiteren Abstimmung immer
genau nachfragen werde an welcher Zeitrechnung wir uns orientieren.
Mein Terminkalender hatte sich aufgrund dieser
überraschenden Wendung wie folgt verschoben:
Termin 1: Unternehmerin 1
Termin 2: Unternehmer 2
Termin 3: Wirtschaftsprüfer
Termin 4: Unternehmer 4
Somit habe ich dann die unfreiwillige extra Zeit genutzt, um
einige Notizen für meinen finalen Report auszuformulieren. Den nächsten Termin
hatte ich um 11:30 Uhr in einem anderen Bezirk von Addis Abeba. Wie ich im
letzten Blog schon erwähnt hatte, gibt es in Addis Abeba keine festen Adressen.
Es wird sich vielmehr an dem Bezirk und großen und zentralen Gebäuden
orientiert. Von den zentralen Gebäuden ausgehend, navigiert einen der Kontakt
zum Standort des Unternehmens. Was bedeutet dies für mich? Nun der Fahrer
stellt meine einzige Möglichkeit dar, um sicher bei meinen Terminen anzukommen.
Bisher konnte ich die Situation so meistern, dass ich meine Kontaktpersonen
anrufe und diesen mein Erscheinen ankündige. Nachdem ich dies getan habe,
informiere ich die Person am Telefon darüber, dass ich mein Mobiltelefon an den
Fahrer weiterleite, da dieser die Stadt kennt und mich sicher zum Ziel bringt.
Die Konversation zwischen dem Fahrer und den jeweiligen Kontaktpersonen läuft
meistens auf Amharisch ab. Dies stellte für mich zwar eine gewöhnungsbedürftige,
aber zugleich machbare Herausforderung dar.
Der erste Kontakt verfügte leider nicht über die für uns
interessanten Produkte, womit sich der Termin ziemlich schnell dem Ende zugeneigt
hat. Die Termine zwei und vier verliefen ziemlich ähnlich. Beide Unternehmer
haben bestätigt, dass Lehm eine natürliche Ressource in Äthiopien darstellt und
fast überall verfügbar ist. Beide Manager bescheinigten auch, dass Lehmprodukte
ihres Wissens keine Anwendung in den Innenwänden von Immobilien finden. Dennoch
waren sie sehr interessiert an diesem Geschäftsmodell und bejahten, dass sie je
nach Produktionsaufwand und spezifischer Herstellung, grundsätzlich über die
nötige Infrastruktur verfügen, um die von uns angefragten Produkte
herzustellen. Um eine finale Antwort sowie eine spezifische Machbarkeitsstudie
entwickeln zu können, benötigen beide Unternehmen noch weitere technische
Details in Bezug auf die Zusammensetzung der geforderten Lehmprodukte.
Den verlegten Termin mit dem Wirtschaftsprüfer hatte ich,
wie weiter oben bereits beschrieben, um 10:00 Uhr äthiopischer bzw. 16:00 Uhr
unserer Zeitrechnung in der Lobby des Hotels. Der Wirtschaftsprüfer hat mir einen
groben Überblick über den Finanzmarkt sowie den steuerlichen Import- und Export-Regularien
in Äthiopien mitgegeben. Bei diesem Gespräch hat mich der Fahrer zum einen als
Dolmetscher unterstützt, da das Englisch des Kontakts limitiert war und zum
anderen, um den Verlust von möglichen Wissenstransfers vorzubeugen. Die meisten
Unternehmen nutzen für den Import oder den Export ihrer Waren den Hafen, der
sich im Nachbarstaat Djibouti befindet. Der Hafen von Djibouti ist abgesehen
vom Lufttransport, der einzige Weg um seine Waren und Güter von oder nach
Äthiopien zu bekommen. Auch hier gilt: wer ein Netzwerk hat, ist klar im
Vorteil.
Die nächsten Tage werde ich primär damit verbringen weitere
Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien zu
treffen.
Mehr dazu erfahrt ihr selbstverständlich im nächsten
Blog-Eintrag.
„In Deutschland erzählen
sie euch, dass Äthiopien ein Riesenmarkt mit enormen Möglichkeiten ist. Ja das
stimmt auch, aber du solltest auch gucken, ob dieser Riesenmarkt für dich
zutrifft. Es nützt nichts, sich nur oberflächlich mit den Märkten
auseinanderzusetzen, du musst schon etwas tiefer schauen und aufpassen.“
Auf dem ersten Blick erscheint die Aussage des deutschen Geschäftsführers, der die älteste Apotheke Äthiopiens in zweiter Generation betreibt, deprimierend. Auf dem zweiten Blick ist die Message hinter dieser Aussage Gold wert. Mein Kontakt spricht aus Erfahrung. Er selbst lebt seit knapp 53 Jahren in Addis Abeba und hat das im Jahre 1947 etablierte Unternehmen von seinem Vater übernommen. Wenn einer die Geschäftspraktiken Äthiopiens beurteilen kann, dann er. Natürlich bietet Äthiopien aufgrund seiner natürlichen Ressourcen, der rasant steigenden Bevölkerungsanzahl und der sehr jungen Gesellschaft viele Möglichkeiten für Unternehmen. Unternehmer sollten jedoch nicht vergessen, dass dies nicht automatisch heißt, dass sich ihre Produkte wie am Fließband verkaufen. Es gibt einige Variablen die man beachten sollte, allen voran die Konkurrenz aus China und Indien und die Regierung. Gerade in den von uns identifizierten Branchen spielen diese beiden Variablen eine wichtige Rolle. Große Energie- oder Bauprojekte werden grundsätzlich über Regierungsausschreibungen in einem umkämpften Wettbewerbsverfahren gewonnen. Laut meinem Kontakt kann der äthiopische Markt schon als „price sensitive“ charakterisiert werden. Dies schränkt die Möglichkeiten von deutschen Unternehmen ein, deren primärer USP (Unique Selling Point) in Äthiopien in der Qualität zu sehen ist.
Ein weiteres Hindernis besteht in den Steuerregulierungen für aus dem Ausland importierte Ware in Äthiopien. Jedes Produkt wird anders besteuert, wobei es auf mich bisher den Eindruck macht, dass es keine steuerlichen Obergrenzen gibt (Kraftfahrzeuge werden bspw. mit bis zu 400% besteuert). Um etwas mehr über die Steuerregularien zu erfahren, habe ich mich am nächsten Tag wie am Vortag vereinbart mit dem Leiter der Investitionsabteilung des Europäisch-Äthiopischen Forums getroffen. Der Leiter hat mir mitgeteilt, dass die meisten internationalen Unternehmen an den Steuern scheitern, da dort viele Fehler gemacht werden, die sich langfristig auf das Geschäft in Äthiopien auswirken. Er hat mir geraten, dass sich internationale Unternehmen auf einen langen Prozess einstellen sollten, da einige Vorhaben mehrere Instanzen durchlaufen müssen.
Der finanzielle Sektor
in Äthiopien stellt ebenfalls eine Hürde für internationale Unternehmen dar, da
Unternehmen beispielsweise nicht sofort auf ihre Gewinne zugreifen können. Um
mehr über den finanziellen Sektor zu erfahren, habe ich mich in der nächsten
Woche mit einem äthiopischen und einem deutschen Bänker verabredet.
Zurzeit besuche ich
verschiedene Unternehmen in unseren schwerpunktmäßigen Branchen, um eine
realistische Einschätzung über die Produkte, die Lieferzeit und die
Professionalität der identifizierten Unternehmen zu erhalten. Die größte
Schwierigkeit besteht in Äthiopien darin, dass es anders als wir es in Europa
gewohnt sind, keine festen Adressen gibt. Wie ich diese Hürde überwinde?
Diese Wörter beschreiben
meine ersten zwei Tage in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ziemlich
genau, was bei circa 3.3 Millionen Einwohnern sicherlich nicht verwunderlich
ist. Nachdem ich, wie im vorherigen Blog-Eintrag bereits beschrieben, im Hotel
angekommen bin, habe ich mich am selben Tag mit einem äthiopischen Unternehmer
zum Termin verabredet. Gemeinsam mit seinen Eltern, führt er ein
Familienunternehmen im Kaffeeexport in dritter Generation und verfügt zudem
über ein ausgedehntes Netzwerk im Lande sowie über eine internationale
Ausbildung. Darüber hinaus betreibt er seine eigene Beratung für Market
Research, die vor allem internationale Kunden bedient. VOLLTREFFER würde ich
sagen!
Der Termin fand um 10:00
Uhr in der Zentrale seines Familienunternehmens statt. Wie in Äthiopien
(bisher) üblich gab es zu Beginn ein wenig Smalltalk und den besten Kaffee, den
ich bis dahin getrunken hatte. Nachdem ich meine Ziele in Addis übermittelt
habe, hat er es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, mich so gut wie möglich
und vor allem persönlich zu unterstützen. Drei Anrufe und 30 Minuten später
hatten wir schon drei Termine. Während ich am Evaluieren war, wie und wann ich
die Termine am besten „staffe“, hat der Unternehmer bereits seine Autoschlüssel
in die Hand genommen und mich persönlich zu jedem Termin gefahren.
Aus den drei Terminen
konnte ich sehr gute und hoffentlich auch sehr relevante und hilfreiche
Informationen gewinnen.
Um ca. 16:00 Uhr ging es dann gemeinsam mit seinem Geschäftspartner zum gemeinsamen Mittagessen. Auf der Tagesordnung stand Essen aus dem Jemen, was in unserem Fall Reis, Lamm, Hummus und Fladenbrot jemenitischer Art hieß. Obwohl die Mitarbeiter in Addis Abeba über limitierte Englischkenntnisse verfügten, versuchten diese ihr Bestes, mich in Äthiopien willkommen zu heißen. Die Bestellung übernahmen die beiden Herren für uns alle auf Amharisch, der offiziellen Amtssprache Äthiopiens.
Am zweiten Tag hatte ich
einen Termin bei der „Ethiopian Investment Commission“ in Addis Abeba. Um circa
10 Uhr und nach einer Tasse äthiopischem Kaffee, bin ich in den Bürogebäuden
der Commission angekommen. Ich habe gehofft, über die Commission an für uns
interessante Unternehmen in der Energie- und Wasserwirtschaft, sowie an Hersteller
von Lehmbauprodukten zu kommen. Im Büro angekommen, habe ich dem Commissioner
über unser Vorhaben informiert. Dieser hat mich dann an seinen Investment
Promotion Expert im Hause weitergeleitet. Nach diesem Gespräch beendete der
Experte das Gespräch mit dem Satz: „We are always excited to help foreign
direct investment projects in Ethiopia“, bevor er mich an die nächst höhere
Instanz verwiesen hat. Nach circa. einer Stunde hatte ich alle Informationen,
die ich benötige – da soll noch jemand sagen, dass die Mühlen der Verwaltung
langsam mahlen.
Den zweiten Termin hatte ich mit einem offiziellen Mitarbeiter der Investitionsabteilung in einem anderen Büro in Addis Abeba. Da meine Ankunft für ihn sehr spontan kam und er bereits andere Termine hatte, hatten wir leider nur Zeit für ein ca. 20-minütiges Kurzgespräch, mit der Vereinbarung uns morgen Nachmittag genauer zu unterhalten.
Den letzten Termin habe
ich heute um 19:30 Uhr mit einem deutschen Unternehmer, der schon seit 53
Jahren in Addis Abeba tätig ist. Ich erhoffe mir von diesem Treffen
„realistische“ Einschätzungen über die für uns interessanten Märkte, Kontakte
und vielleicht sogar Tipps und Tricks über die Art und Weise, wie deutsche
Unternehmen/Unternehmer in Addis Abeba erfolgreich Fuß fassen können.
Alles in einem waren die
ersten zwei Tage erfolgreicher als anfangs von mir geplant. Ich habe die
Äthiopier als sehr hilfsbereite und zuvorkommende Menschen kennenlernen dürfen.
Mein erstes Fazit? Es
ist definitiv ein „People business“ was heißt, dass ein Netzwerk unabdingbar
ist. Meiner bisherigen Einschätzung zufolge ist das Spiel vorbei, wenn
Unternehmen auf eigene Faust und ohne Kontakte versuchen in Äthiopien
erfolgreich zu werden. Nichtsdestotrotz habe ich noch einige Tage vor mir und
wer weiß, vielleicht ändert sich mein bisheriges Fazit ja doch noch.
Ich hoffe sehr, dass die
nächsten Tage ähnlich verlaufen werden. Selbstverständlich werde ich euch
weiterhin von unserem „Abenteuer“ berichten und ausführlich berichten.
Liebe Grüße aus Addis Abeba
Euer Ahijah
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